Leseprobe: Weihnachten mit Zwiebur

Zwiebur, der Drache mit den zwei Köpfen, erlebt eine fast alltägliche Adventszeit mit seiner Herrin Nele und ihrer Familie. Lesen hier die erste von 24 kurzen adventlichen Episoden. Man muss die Vorgeschichte zu Zwiebur nicht kennen, um seinen Spaß mit ihm zu haben. Wenn Sie aber mehr über den kleinen Spielzeugdrachen und seine Freunde erfahren möchten, hören Sie doch einmal in die kostenlosen Hörproben zu unserer Hörbuchreihe hinein:

Hörbuch "Zwiebur, der Drache mit den zwei Köpfen" – ein Hörspaß für die ganze Familie!

1. Dezember: Ein Loch im Adventsstrumpf

Nele Sonnenschein öffnete das erste Päckchen ihres Adventskalenders. Oma Hanne hatte sich wie jedes Jahr sehr viel Mühe gegeben. Als Nele noch ein Baby war, hatte sie ein Stück roten Stoff genommen und einen grünen Tannenbaum mit 24 Kerzen darauf gestickt. An die Kerzen hatte sie kleine Haken genäht und an die hängte sie seitdem jedes Jahr zum Advent kleine Päckchen. Neles Bruder Anton hatte auch einen Kalender von Oma Hanne. Er war grün mit einem roten Weihnachtsmann darauf. Anton war schon neun Jahre alt und Weihnachtsmänner fingen an ihren Reiz zu verlieren. Aber Geschenke waren immer gut, auch wenn Hubert, der Nachbarjunge, Antons Kalender total albern fand. Aber Hubert fand so ziemlich alle Adventskalender albern. So ganz verzichten wollte er darauf  dennoch nicht. Er hatte so lange herum gemault, bis seine Eltern ihm jeden Tag ein Geldstück in ein Säckchen packten. Denn Geld war so ziemlich das einzige, worüber Hubert sich freute, jedenfalls, wenn es nur Kleinigkeiten sein sollten.

„Und Zwiebur, tschscht? Was bekommt Zwiebur? Wo ist sein Adventssskalender? Tschscht.“ Zwiebur, ein kleiner, zweiköpfiger Drache, hüpfte durch die Küchentür. Eigentlich war er Neles  Spielzeugdrache. Doch er konnte lebendig werden und inzwischen war er eher so etwas wie ein Haustier. Außer der Familie Sonnenschein, Hubert und ein paar Freunden von Nele wusste aber niemand von Zwiebur oder aber glaubte nicht daran, dass der Spielzeugdrache lebendig werden konnte. So war es zum Beispiel bei Huberts Eltern. Wenn Zwiebur Hubert einen Streich spielte – und das tat der Drache mit Vorliebe – bekam Hubert meist von seinen Eltern den Ärger. Das freute Nele immer besonders, denn Hubert war ein gemeiner, arroganter Schnösel!

„Warte, ich habe eine Idee!“ Nele lief in ihr Zimmer und holte einen Strumpf. Da hinein tat sie eine kleine Tüte Gummibärchen. Sie hatte noch eine ganze Kiste von dem Zeug von Halloween liegen. Eigentlich war es ein Wunder, dass Zwiebur sie noch nicht entdeckt und geleert hatte, denn Zwiebur liebte Gummibärchen über alles. So wie er überhaupt alles liebte, was „Bär“ hieß, denn Bären waren ein Leibgericht für Drachen. Einmal im Urlaub hatte Zwiebur sich an dem Spielzeugbären einer Freundin von Nele vergriffen. Das fand die gar nicht lustig.

Nele hängte Zwieburs Adventsstrumpf neben ihren Adventskalender und sah ihren Drachen auffordernd an. „Nun los, sieh schon nach! Du wirst jeden Tag eine Tüte mit Gummibären darin finden!“ Sie machte sich nicht die Mühe darüber nachzudenken, mit welchen verschiedenen Dingen sie ihren Drachen jeden Tag überraschen könnte. Etwas anderes als Bären zählte für ihn sowieso nicht.

Zwiebur flatterte zum Strumpf und steckte zuerst seinen roten und danach seinen silbernen Kopf hinein. Schließlich verschwand der ganze Drachen im Strumpf. Sogleich sah man es darin lustig herumzappeln, denn die beiden Köpfe des Drachen stritten sich um die Gummibärchentüte. „Bären tschscht!“, zischte es und Nele wollte gerade „Vorsicht!“ rufen, denn sie wusste, wie schnell dem roten Drachenkopf ein Feuerbällchen aus dem Rachen rutschen konnte.

Doch es war bereits zu spät. Ein Funke hatte ein kleines Loch in den Strumpf gebrannt. Anton hielt sich die Nase zu. Verbrannter Nele-Strumpf roch widerlich, fand er. Frau Sonnenschein schimpfte. „Kannst du nicht einmal ein wenig aufpassen, Zwiebur?“ Sie nahm den Strumpf von der Wand und hielt ihn samt Zwiebur unter den Wasserhahn. „Pardon, tschscht, tut mir Leid!“, wollte Zwieburs roter Kopf gerade rufen, doch jetzt schüttelte er sich. „Par-tsch... hapüh, hapüh, hapüh, hatschie!“ Wenn Neles Drache etwas nicht ausstehen konnte, dann war es Wasser. Zwiebur kämpfte sich aufgeregt aus dem Strumpf heraus.

Wasser, Wasser, das ist nass!
Lass das, hör mein Flehen!
Das mit dem Loch im Strumpf, ja das,
soll nicht nochmal geschehen!

Nur selten war Zwieburs silberner Drachenkopf so aufgeregt wie jetzt. Er war der Besonnene unter den Drachenköpfen und stets voller kluger Gedanken. Aber in Situationen wie dieser wirbelte auch er wild herum und verknotete sich beinahe mit seinem roten Hals.

Nele nahm ihren Drachen sanft in die Hand. Dann betrachtete sie ihren Strumpf und sagte: „Naja, es ist ja nur ein kleines Loch.“ Sie konnte ihrem Drachen niemals lange böse sein. Niemand, der ihn richtig kannte, konnte das, Hubert mal ausgenommen. Oma Hanne schon gar nicht. Sie nahm den Adventsstrumpf zur Hand und stopfte ihn.


Ende der Leseprobe.

© 2015 Juliane Nitzsche – Alle Rechte vorbehalten.

Den vollständigen Adventskalender können Sie in unserem Kaufladen erwerben.